50 Jahre Kunstraum München
Cora Piantoni – Der Neugiereffekt
Der Archivraum wird im Herbst 2022 von der Künstlerin Cora Piantoni (*1975, München/Zürich) bespielt. Material- und Konzeptionsgrundlage sind Auszüge aus Gesprächen und die Korrespondenz des Kunstraum-Archivs seit 1973.
Der Kunstraum München nimmt sein bevorstehendes 50-jähriges Jubiläum 2023 zum Anlass, sich der eigenen Historie zu widmen, die Arbeit am Archiv zu intensivieren und den Blick für eine Auseinandersetzung über Aufgaben, Rollen und Potenziale der Institutionsform Kunstverein zu öffnen. Im Zuge des Archivprojekts, das seinen Auftakt im November 2021 nahm, entstand im Untergeschoss eine Innenraumarchitektur des Künstlers rasso rottenfusser, die dem Kunstraum bis zum Jubiläumsjahr als Display für Forschung und Diskurs dient. Piantoni ist seit 2021 Mitglied der Archivgruppe im Kunstraum, die sich im Vorfeld des Jubiläums mit der eigenen Historie auseinandersetzt. Ihr Schwerpunkt liegt dabei auf Oral History-Gespärchen.
Während ihres Studiums in den 1990er Jahren an der Akademie der Bildenden Künste in München war der Kunstraum für Cora Piantoni ein wichtiger Impulsgeber und Ort des Austausches. Bereits 2016 hat sie sich zusammen mit Monika Kapfer für die Ausstellung „Abriss” mit der Korrespondenz und dem Presse- und Fotoarchiv des Kunstraums beschäftigt. Diese Auseinandersetzung erfährt 2022 eine Aktualisierung.
Im Zentrum von Piantonis künstlerischem Interesse stehen Fragen, wie sich politische und historische Ereignisse auf das Leben von Einzelnen auswirken und wie diese mit Überlebensstrategien und gemeinschaftlichem Handeln eine zunächst ausweglose Situation lösen. In ausgiebigen Interviews befragt sie die an einem historischen Ereignis Beteiligten, in diesem Falle historische Atkeur:innen. Ausschnitte dieser Gespräche bilden die Tonspur ihrer Filme und die Basis ihrer Textarbeiten. Parallel entwickelt sie mit ihren Gesprächspartner:innen Re-Enactments der Ereignisse aus der Vergangenheit, bewegte Bilder, die für eine politische oder gesellschaftliche Situation stehen. Teil ihrer künstlerischen Arbeit ist die Recherche und Sichtung von Archivmaterial, welches im Austausch mit Zeitzeug:innen eine Neubetrachtung erfährt.
Auf der Grundlage von Nachforschungen im Kunstraum-Archiv und Oral History-Gesprächen mit ehemaligen Vorständen und Mitarbeiter:innen entwickelt Piantoni eine räumliche Intervention, in der Selbstreflexion und Außensicht(en) der Institution miteinander in Beziehung gesetzt werden.
Archivgruppe: Dr. Patricia Drück, Lena von Geyso, Nina Holm, Dr. Luise Horn, Lennart Laule, Cora Piantoni, Dr. Friederike Schuler, Alexander Steig.
Besuchszeiten während der Ausstellungen (wenn nicht anders angegeben): Mittwoch bis Sonntag, 14–19 Uhr