[Gastprojekt]
Musikalische Grußkarten. Ein Projekt von und für Künstler:innen & Musiker:innen in der Ukraine

18. bis 26. Mai 2024

Eröffnung:
17. Mai 2024, 19:00 Uhr

Gespräch
zur aktuellen (Arbeits-)situation von ukrainischen Künstler:innen und Musiker:innen.
mit Ksenia Hnylytska, Sofia Nitukh und Daniela Stöppel

Sonntag, 26. Mai 2024, 15 Uhr

Musikkarten-Motiv: Volodymyr Kuznetsov | Photo: Oleksandr Burlaka, 2022

Mit Beiträgen von:

Programm:

Sonntag, 26. Mai 2024, 15 Uhr

Foto: Ksenia Hnylytska, Motiv: Zhanna Kadyrova, Sound: Smezkh

Jeder kennt sie: die kitschig bedruckten Klappkarten, die beim Öffnen eine kurze blechern klingende Melodie abspielen. Die aus Kiew stammende, derzeit in München lebende Künstlerin Ksenia Hnylytska hat dieses Prinzip für ein Projekt adaptiert, welches Arbeiten zeitgenössischer ukrainischer Künstler:innen und Musiker:innen miteinander kombiniert. Ursprünglich in Friedenszeiten konzipiert, entstanden 2021 sechs Unikate, die den progressiven Geist der Kunst- und Clubszene der 3-Millionen-Metropole widerspiegeln.

Die Idee war zunächst unbeschwert: Jedes Jahr im Frühling feiert sich die Stadt. Kiew (sprich: KY-JIW, engl.: KY-IV) war zu diesem Zeitpunkt international bekannt für sein aufregendes Nachtleben entlang des Dnipro. Vor allem im postindustriellen Stadtteil Podil herrschte eine einzigartige von Kreativität und Offenheit geprägte Atmosphäre. Einige der Clubs, Konzert- und ungewöhnlichen Partylokalitäten, die dort aufpoppten, waren bald schon legendär. Und Kiew hatte einen eigenen Sound. Diese besondere Stimmung sollte eingefangen werden. Als Kunst im Format „Retro-Souvenir“.

Die drastische Veränderung der Situation seit dem Angriffskrieg im Februar 2022 hat zu einer Weiterführung des Projektes unter deutlich ernsteren Vorzeichen geführt.

Viele der ukrainischen Kolleg:innen von Hnylytska und Martynenko sind nun seit über zwei Jahren weitgehend von der internationalen Kunst- und Musikszene abgeschnitten. Aufträge an Kreative und Freiberufler:innen sind rar. Projekte, Auftritte, Ausstellungen außer- und innerhalb der Ukraine sind derzeit, speziell für männliche Akteure, nur äußerst eingeschränkt möglich.

Mit Hilfe des Emergency-Grant-Programmes des Goethe-Instituts und des Ukrainian Artists and Creatives-Support-Programmes der European Creative Hubs Network Association, wurden bei der Neuauflage des Projektes 2022/23 zahlreiche weitere Musiker:innen und Künstler:innen einbezogen.

Aktuell umfasst das Projekt 16 neue Karten, die nicht mehr ausschließlich Kiew, sondern auch anderen Städten und Regionen gewidmet sind. Das (engl.) KYIV-Logo auf den Rückseiten wurde aber bewusst beibehalten. Denn die Hauptstadt steht heute, mehr denn je, symbolisch für die gesamte Ukraine und für die dort Widerstand leistende Bevölkerung. Und es geht inzwischen weniger um einen bestimmten Ort, als vielmehr um eine gewisse Haltung.

Das Projekt möchte nicht an bessere Zeiten erinnern. Diese Auswahl an Abbildungen und Tonspuren ist nicht verklärt. Sie beschreibt einen besorgniserregenden Zustand und zeugt, mal leiser und mal lauter, mal direkter, mal subtiler, von der kollektiven Erfahrung Krieg.

Jede einzelne Klappkarte dieser Serie ist eine Media-Installation im Taschenformat. Ein autonomes Kunstwerk, in streng limitierter Auflage. Geöffnet, spielt jeder Audio-Track 1 Minute und 20 Sekunden, bevor er sich wiederholt.

Das gesamte Set an Karten und Tracks ergibt unweigerlich eine thematische Einheit, eine Art audiovisuelles Album. Dieses ist nun im Kunstraum München zu hören und zu sehen.

Ein Souvenir ist laut Wikipedia ein Gegenstand, der als Erinnerung an ein bestimmtes Ereignis, einen Ort oder eine Person mitgenommen und aufbewahrt wird. Diese Mitbringsel werden für sich und die Daheimgebliebenen meist käuflich erworben.

Das Projekt wird getragen vom Wunsch nach Unversehrtheit aller Kulturschaffenden.

Daher geht der Erlös vom Verkauf der limitierten Auflage ausschließlich an notleidende Künstler:innen und Musiker:innen in der Ukraine.