[Sommeratelier]
Lu Cheng
Béla Juttner

August 2025

Jedes Jahr bietet der Kunstraum sein Ober- und Erdgeschoss als Sommeratelier an. Das mittlerweile traditionelle Format ermöglicht lokal agierenden Künstler:innen, den Kunstraum München während seiner Sommerpause als Arbeitsraum zu nutzen.

Das Farbfoto zeigt einen Hammer, der auf einer Treppenstufe aufrecht steht. Die Treppe ist die Treppe des Kunstraums. Sommeratelier Florian Donnerstag, 2024; Foto: Lena von Geyso

Lu Cheng

Lu Cheng (*1996 in Shanghai) ist eine multidisziplinäre Künstlerin, die an der Schnittstelle von Skulptur, Installation und Raumforschung arbeitet. Nach einem Studium des Industriedesigns an der Kunstakademie China (2014–2016) studierte sie ab 2018 Grafik in der Klasse Kogler an der Akademie der Bildenden Künste München und schloss 2025 als Meisterschülerin bei Professor Peter Kogler ihr Diplomstudium abIn ihrer Praxis untersucht Lu Cheng biomorphe Formen, prozessuale Entwicklungen und das Verhältnis zwischen organischen und konstruierten Strukturen. Ihre keramischen und metallischen Installationen wachsen dynamisch in den Raum und thematisieren Fragilität, Widerstandskraft und Transformation.

Das Biold zeigt die Künstlerin Lu Cheng in der Halbtotalen vor einer ihrer Arbeiten.

Foto: @ Images Marlene Mauer

Im »Sommeratelier« setzt Lu Cheng ihre bisherige Auseinandersetzung mit dem Thema der »lebhaften Materie« fort und erforscht die Beziehungen sowie Spannungen zwischen der menschlichen und nicht-menschlichen Welt weiter. Dabei entstehen ortsspezifische Installationen und Skulpturen, die sich aus den räumlichen Gegebenheiten und der besonderen Architektursprache des Kunstraums heraus entwickeln.

Das spannungsreiche und zugleich besondere symbiotische Verhältnis zwischen Körper und Umgebung führt zu einem fortwährenden gegenseitigen Wandel – ein widersprüchliches Wechselverhältnis, das ihre künstlerische Reflexion nachhaltig prägt.

Eingeladen von Alexander Steig und Daniela Stöppel


Béla Juttner

Béla Juttner (*1997) absolvierte 2021 seinen Master in Modedesign an der Royal Academy of Fine Arts Antwerpen und schloss 2025 sein Kunststudium bei Peter Kogler in München ab. 2024 erhielt er den Leonhard-und-Ida-Wolf-Preis, 2025 den Debütantenpreis sowie den Preis Junge Kunst. Ausgestellt wurden seine Arbeiten u. a. in München, Belgien und Paris. In seiner künstlerischer Arbeit spielen Gattungsgrenzen kaum noch eine Rolle; die Übergänge von Installation, Performance, Mode, Design, Malerei und Film sind fließend. Seine Performances thematisieren Körperverwandlungen, Häutung und Auflösung von Geschlechtsidentitäten. Die Erfahrungen der Arbeit am und mit dem eigenen Körper durch seine Ballettausbildung sowie während des Modedesignstudiums verschränkt Béla Juttner in seinem Kunststudium mit gesellschaftlichen Fragestellungen.

Das Bild zeigt eine Wiese. In der liegt der Künstler, eingehüllt in ein KLeidungsstück, das im sehr deutlich zu groß ist.

Foto: Stephan Juttner

Am 13. Juli 2025 hat die Performance »Lebenslauf 1« als Kooperation zwischen »En Plein Air 2025« und dem Kunstraum stattgefunden, einer Wanderung des Künstlers durch München, die am Isarufer auf Höhe der Reichenbachbrücke in einer öffentlichen Performance ihr Ende fand. Der Künstler trug dabei ein 100-fach vergrößertes Babyjäckchen – Kern seines konzeptuellen Lebenswerks »YOUR SOLID LIFE«. Dieses biografisch motivierte Projekt wird in Performances aktiviert und dokumentiert: In Familienarchiven stieß Juttner auf ein Foto, das seinen ersten Ausflug als Baby in einem magentafarbenen Samtjäckchen und Mützchen des Modeschöpfers Yves Saint Laurent zeigte. Dieses Outfit ist Ausgangspunkt des konzeptuellen Kunstwerks – jedes Jahr kommt in einer neuen Aktion eine Schicht dazu. Während der Performance am Isarufer wurden die achtundzwanzig Lagen der Jacke, die den Lebensjahren des Künstlers entsprechen, mit Roter Bete eingefärbt und zwischen Bäumen getrocknet. Das Publikum wurde eingeladen, in das Geschehen der Performance einzuwirken. Das Sommeratelier wird Béla Juttner in erster Linie dazu nutzen, das bei der Performance entstandene Videomaterial zu einem eigenständigen Film zu verarbeiten, der im Rahmen der Open Studios im Kunstraum Premiere haben wird. 

Eingeladen von Emily Barsi und Patricia Drück