Max Weisthof

Sattler-Nähmaschinen, Stahl, Leder, Fellteile: Schwere Materialien und Werkzeuge, Arbeiten auf Papier, Skizzenbücher und eine Fülle elektronischer Bauteile prägen den Fundus im Atelier von Max Weisthoff. Die permanente Arbeit im Unfertigen beeinflusst das ausstellerische Handeln: Neben Skulptur und Installation steht immer wieder der Körper – besonders der eigene – im Fokus ortsbezogener Aktionen und Performances. Die Archaik der Werkzeuge und Materialien formatiert die Auseinandersetzung mit dem Körper und mit Themen wie Maske, Entzug, Kontrolle und Übergriffigkeit im Raum.

Zehn ausgemusterte Scheinwerfer von 1972 des Olympiastadions München – jeweils 30 kg schwer und mit einem Durchmesser von gut 80 cm – wurden letztes Jahr als Schenkung Teil des Materiallagers. Im Zuge der hybriden Performance „Industrial Music for Industrial People“ (2021, Rosa Stern Space) wurden zwei der Strahler bereits zu wuchtigen Bass-Lautsprechern umgerüstet. Die Zeit im Kunstraum wird Max Weisthoff für weiterführende Versuche mit den technoiden Formen nutzen und die Objekte im Hinblick auf ihr spezifisches Resonanzverhalten untersuchen – der Ausstellungsraum verwandelt sich dabei zu einer skulpturalen Laborsituation.

Max Weisthoff (*1988 in Hannover) studierte Freie Kunst an der Muthesius Kunsthochschule und der Akademie der Bildenden Künste München. Seine bildnerische Herangehensweise nutzt den zunehmend invasiven Unschärfebereiche zwischen “analog” und “digital”. Er lebt und arbeitet derzeit als freischaffender Künstler in München, daneben ist er als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl Entwerfen und StadtArchitektur der Bauhaus-Universität Weimar für Prof. Andreas Garkisch tätig. Seine skulpturale und performative Arbeit wurde im Rahmen zahlreicher Ausstellungen im In- und Ausland gezeigt und mit diversen Preisen und Förderungen ausgezeichnet.

Saddler sewing machines, steel, leather, pieces of fur: the collection in Max Weisthoff’s studio is characterized by heavy materials and tools as well as works on paper, sketchbooks, and a wealth of electronic components. Continuous work on the unfinished is what influences the artist’s exhibiting activities. Alongside sculpture and installation, it is the body—especially the artist’s own—that is the ongoing focus of his site-specific actions and performances. The archaic nature of the tools and materials provide the format for this exploration of the body and themes such as masking, withdrawal, control, and encroaching space.

Ten decommissioned floodlights from the 1972 Olympic Stadium in Munich—each with a diameter of 80 centimeters and each weighing 30 kilos—became part of the material storage last year as a donation. Two of the spotlights have since been converted into massive bass speakers for the hybrid performance “Industrial Music for Industrial People” (2021, Rosa Stern Space). During his time at the Kunstraum, Max Weisthoff will be further experimenting with their technoid forms and investigating their specific resonance behavior. The exhibition space will be transformed into a sculptural laboratory situation.

Max Weisthoff (*1988, Hannover) studied fine arts at the Muthesius Kunsthochschule in Kiel and the Academy of Fine Arts Munich. His performative strategies and auditory interventions examine the increasingly invasive and blurred space between the analogue and the virtual by means of automation, materiality, social access, and site-related sculptural observation of spaces. Weisthoff is a freelance artist currently based in Munich and also works as an academic lecturer at the Bauhaus University in Weimar. His sculptural and performative work has been featured in numerous exhibitions in Germany and abroad and also been awarded with prizes and grants.

HOUSES THAT CAN SAVE THE WORLD

Von den USA und Lateinamerika über Europa und den Nahen Osten bis hin zu Asien und Australien und darüber hinaus nimmt eine Revolution des Wohndesigns ihren Verlauf, da wir uns alle den Herausforderungen unseres Anthropozäns stellen müssen: Klimawandel und umweltschädliche Kunststoffe, globale Migration und die damit einhergehende Geopolitik, schnell wachsende Städte und eine alternde Bevölkerung. Eine weltweite Bewegung für symbiotische und sinnvolle Designlösungen ist im Gange, die unser Verständnis von dem Ort, den wir »Zuhause« nennen, neu definiert. Es handelt sich um nachhaltige Wohnmodelle, die große Veränderungen in der Art und Weise erfordern, wie wir uns heute unsere Häuser vorstellen und bauen. Partizipativ und achtsam verknüpfen diese neuen Hausbau-Taktiken Wissen aus den verschiedensten Bereichen, um würdige und nachhaltige Wohnformen für eine gesündere Zukunft zu schaffen/entwickeln.

Teilnehmer:innen: Võ Trọng Nghĩa Architects (Vietnam), DesignBuildBLUFF (USA), Emerging Objects (USA), Husos Arquitecturas (Spanien), ZAV Architects (Iran), CCA Architectural Ecologies Lab (USA), Practice Architecture (Großbritannien), People’s Architecture Office (China), Stephanie Chalthiel/MuDD Architects (Frankreich/Spanien), MUD projects (Niederlande), Abeer Seikaly (Jordanien)

Die Ausstellung basiert auf dem gleichnamigen Buch, das im September 2022 bei Thames & Hudson, London, erscheinen wird.

Kuratiert von Courtenay Smith (DE) and Sean Topham (GB)

Die Ausstellung wird gefördert von der IKEA Stiftung.

Kunstraum.Kunstraum
der mobile Podcast
mit Emily und Ralf
www.kunstraum-muenchen.de/podcast/

From the USA to Latin America, Europe to the Middle East, Asia to Australia and beyond, there is nothing short of a home design revolution underway as we all face the challenges of our Anthropocene era: climate change and polluting plastics, global migration and its accompanying geopolitics, rapidly expanding cities and an ageing population. A worldwide movement embracing symbiotic and sensible design solutions is underway that is redefining our understanding of the place we call “home.” These are sustainable housing models that demand big changes to the way we imagine and build our homes today. Participatory and mindful, these new home building tactics link together knowledge from myriad fields to create dignified and sustainable forms of habitation for a healthier tomorrow.

Featuring Võ Trọng Nghĩa Architects (Vietnam), DesignBuildBLUFF (USA), Emerging Objects (USA), Husos Arquitecturas (Spanien), ZAV Architects (Iran), CCA Architectural Ecologies Lab (USA), Practice Architecture (UK), People’s Architecture Office (China), Stephanie Chalthiel/MuDD Architects (France/Spain), MUD projects (Netherlands), Abeer Seikaly (Jordan)

The exhibition is based on the book of the same name that is being published by Thames & Hudson, London, in September 2022.

Curated by Courtenay Smith (Germany) and Sean Topham (UK)

The exhibition is made by possible with the generous support of the IKEA Foundation.

ZAV Architects, Tehran, Iran
Presence in Hormuz 02, Maharaja Residence, 2018–2020

Hormuz Island, Persian Gulf, Iran
Foto © Soroush Majidi

Gustav Metzger – Revisited

Am Beispiel von Arbeiten aus der Ausstellung »Gustav Metzger – Revisited« diskutieren wir gemeinsam mit Dr. Doris Leutgeb, Kustodin und Sammlungsleiterin der Generali Foundation, Salzburg, über das kunsthistorische und juristische Spannungsfeld im Umgang mit Urheberrecht und Urheberschaft von Kunst. Gustav Metzger, der stets um die Auflösung des klassischen Werkbegriffs bemüht war, stellte in seinen Kunstwerken, Aktionen und Manifesten Begriffe wie »Einmaligkeit«, »Autorenschaft« und »Ewigkeitswert« infrage – und damit die Nachwelt vor ganz besondere Aufgaben, wie damit heute umzugehen ist.
Ergänzend gibt die Filmemacherin Juli Lambert Einblicke in die Entstehung der filmischen Dokumentation der Aktion »Travertin/Judenpech«, die Gustav Metzger 1999 vor dem Haus der Kunst in München verwirklichte.

Dr. Doris Leutgeb ist Kunsthistorikerin mit einer Spezialisierung auf Kunstrecht, Kustodin und Leiterin der Sammlung Generali Foundation – Dauerleihgabe am Museum der Moderne Salzburg. Von 2000–2015 war sie für die Generali Foundation in Wien tätig, seit 2001 als Stellvertreterin der künstlerischen Leitung und Geschäftsführung und seit 2008 als Sammlungsleiterin. 2015 absolvierte sie den post-graduate Masterlehrgang »Kunst und Recht« an der Karl-Franzens-Universität Graz und 2017 den Zertifikatskurs »Forum Kunstrecht« an der Universität Wien, für den sie seit 2019 an der Sigmund Freud Privatuniversität Wien Vorträge hält. Sie ist Mitglied der Forschungsgesellschaft »Kunst & Recht« und publiziert als Autorin Texte zu zeitgenössischer Kunst und Kunstrecht mit Schwerpunkt Urheberrecht.

Die Regisseurin und Autorin Juli Lambert studierte Dokumentarfilm- und Fernsehregie an der Hochschule für Fernsehen und Film München. Seit ihrem Abschlussfilm »Die Hebamme« (2008) hat sie sich mit dokumentarischen Projekten innerhalb der Bindungsforschung einen Namen gemacht, z. B. mit »Die Fremde Situation – Kleinkinder mit ihren Müttern« (2013). Hauptberuflich arbeitet Juli Lambert seit 2001 im Bayerischen Rundfunk, aktuell als Sendeleiterin und Medienmanagerin im Sendezentrum Freimann. 1999 begleitete sie mit der Kamera die Aktion »Travertin/Judenpech« von Gustav Metzger im Rahmen von »Dream City« (25. März – 20. Juni 1999, Kunstraum München, Kunstverein München, Museum Villa Stuck und Siemens Kulturprogramm).

ATTENTION, Christine Sun Kim & Thomas Mader

Die Grußworte werden in Deutsche Gebärdensprache und American Sign Language übersetzt.

Open Art:
Freitag, 09.09., 18 – 21 Uhr
Samstag, 10.09., 11 – 18 Uhr
Sonntag, 11.09., 11 – 18 Uhr

Programm in der Ausstellung:
Sonntag, 18.09., 16 Uhr, Museum Signers. Führung durch die Ausstellung in Deutscher Gebärdensprache mit Birgit Fehn und Sabrina Göb
Sonntag, 09.10., 16 Uhr, Museum Signers. Führung durch die Ausstellung in Deutscher Gebärdensprache mit Birgit Fehn und Sabrina Göb
Sonntag, 23.10., 14 Uhr, Kuratorische Präsenz

Lange Nacht der Münchner Museen:
Samstag, 15.10., 18 – 1 Uhr

In Zeichnung, Performance, Soundarbeiten und Video widmet sich die kollaborative künstlerische Praxis von Christine Sun Kim & Thomas Mader komplexen Prozessen von Kommunikation, sozialem Ein- und Ausschluss, Gebärdensprache im Verhältnis zu gesprochener Sprache, in Grammatik inhärenten Machtstrukturen und erweiterten Möglichkeiten von Verständigung. Für den Kunstraum München entwickeln Mader & Kim eine raumgreifende Installation, die Möglichkeiten befragt, wie Aufmerksamkeit von Tauben* und hörenden Menschen im physischen und digitalen Raum erhalten und gelenkt werden kann. Ausgehend von zwei Vokabeln schafft die kinetische Anordnung eine Choreografie, die die Semantik Amerikanischer Gebärdensprache räumlich und körperlich erfahrbar macht und um einen Zustand ständiger Suche nach Aufmerksamkeit in zeitgenössischen Mediengesellschaften erweitert.

Kuratiert von Lena von Geyso

*Im Deutschen wird hier, analog zum Englischen „Deaf“ der Begriff „Taub“ (anstelle von „gehörlos“) verwendet, der den Fokus nicht auf Hörverlust, sondern auf Identität legt. Taub mit dem großen T steht für Menschen, die der Tauben Gemeinschaft angehören, einer sprachlichen Gemeinschaft, die Gebärdensprache als primäre/bevorzugte Kommunikationsform verwendet.

Der Archivraum im Untergeschoss wird in Vorbereitung auf das 50-jährige Jubiläum von Cora Piantoni bespielt. Grundlage sind Auszüge der Korrespondenz aus dem Archiv seit 1973.

Die Ausstellung wird gefördert durch das Amerikanische Generalkonsulat München, das Kulturreferat der Landeshauptstadt München, das Sozialreferat der Landeshauptstadt München. Koordinierungsbüro zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention, die GLS Treuhand Dachstiftung für Individuelles Schenken sowie die Steiner-Stiftung München.

In Kooperation mit dem Gehörlosenverband München und Umland (GMU) und Various Others.

ATTENTION
Christine Sun Kim & Thomas Mader
September 10 – October 23, 2022

Opening:
Friday, Sept. 9, 7:00 p.m.
Within the framework of VARIOUS OTHERS 2022
With a greeting from John Stubbs, Consul for Public Affairs, United States Consulate General Munich

Open Art:
Friday, September 9, 6:00 – 9:00 p.m.
Saturday, September 10, 11:00 a.m. – 6:00 p.m.
Sunday, September 11, 11:00 a.m. – 6:00 p.m.

Exhibition Program:
Sunday, September 18, 4:00 p.m., Museum Signers. Guided tour of the exhibition in German Sign Language with Birgit Fehn and Sabrina Göb
Sunday, October 9, 4:00 p.m., Museum Signers. Guided tour of the exhibition in German Sign Language with Birgit Fehn and Sabrina Göb
Sunday, October 23, 2:00 p.m., Curatorial Presence

The Long Night in Munich’s Museums
Saturday, October 15, 6:00 p.m. – 1 a.m.

In drawing, performance, sound pieces, and video, Christine Sun Kim & Thomas Mader’s collaborative artistic practice addresses complex processes of communication, social inclusion and exclusion, sign language’s relationship to spoken language, power structures inherent in grammar, and the expanded possibilities of understanding. For the Kunstraum München, Kim & Mader are developing an extensive installation that explores the ways in which attention in physical and digital spaces can be received and directed by Deaf* and hearing people. Based on two vocabularies, Kim & Mader’s kinetic arrangement is a choreography that makes the semantics of American Sign Language spatially and physically palpable and extends their meanings to include a state of perpetual attention seeking in contemporary media societies.

Curated by Lena von Geyso

*Deaf with a capital D stands for people who belong to the Deaf community, a linguistic community that uses sign language as its primary/preferred form of communication.

In cooperation with rasso rottenfusser

In preparation for the Kunstraum’s 50th anniversary, Cora Piatoni is redesigning the archive space on the ground floor using excerpts from correspondence in the archive since 1973.

colophon – Magazin für Kunst und Wissenschaft

Präsentation der zweiten Ausgabe und Ausstellung von Studierenden der Kunstgeschichte der LMU und Studierenden der Akademie der Bildenden Künste.

colophon, Nr. 2 (Atlas):
010011, Atlantiküberquerung, Atlasania, Aufklärung, Bindung, Charakterologie, Colophon, Diagramm, Diversität, endemisch, Farben, Fiktion, Garten, Geographie, Instrument, Karte, Klima, kontrafaktisch, Kosmogonie, Kugel, Labor, linear, Melancholie, Mythologie, Neue Welt, Neurath, Normierung, numerisch, Orientierung, Projektion, Raumerkundung, Restlosigkeit, Revolution, Säule, Schafsleber, Schultern, Tafel, Taxonomie, Tisch, Übersetzung, Umordnung, Utopie, Verzerrung, Warburg

Mit Beiträgen von:
Vinzenz Adldinger, Petra Aleweld, Andre Bagh, Magdalena Becker, Eva Blüml, Anna Carrarini, Benjamin Gerull, Nikolai Gümbel,
Mia Hollwich, Lucian von Hösslin, Wilma Jopke,
Sarah Lehnerer, Michèle Quack, Maria Rüegg, Philipp Schwalb, Peter
Seeland, Daniela Stöppel

Verlag:
Hamman von Mier Verlag

Grafik und Druck:
Andre Bagh
Andreas Ullrich


colophon – Magazin für Kunst und Wissenschaft ist das Ergebnis einer publizistischen Zusammenarbeit des Instituts für Kunstgeschichte der Universität München und der Akademie der bildenden Künste München. Im Rahmen eines gemeinsamen Seminars wurden von Studierenden beider Institutionen Inhalte und Gestaltung entwickelt.

Modell Kunstraum

Der Kunstraum München nimmt sein bevorstehendes 50-jähriges Jubiläum 2023 zum Anlass, sich intensiv der eigenen Historie zu widmen, die Arbeit am Archiv zu intensivieren und den Blick für eine Auseinandersetzung über Aufgaben, Rollen und Potenziale der Institutionsform Kunstverein zu öffnen.


Der Gründung des Kunstraums 1973 geht ein Vorgängerverein voraus, der sich 1926 als »Die Freunde der Bildenden Kunst« formiert hatte und auch über die Zeit des 2. Weltkriegs hinaus fortbestand. Auf dieser Vereinsstruktur gründete sich der Kunstraum München e.V. als Alternative zum Kunstverein München, der seit den späten 1960er Jahren ein dezidiert politisches Programm verfolgte. Der Schwerpunkt des Kunstraum München lag und liegt auf der Ausstellung und Vermittlung zeitgenössischer Kunst. Neben regionalen und überregionalen Positionen wurden in den 1970er Jahren insbesondere US-amerikanische, abstrakte Künstler:innen in Einzelausstellungen präsentiert; häufig wurden erstmals internationale Positionen in Deutschland gezeigt. Seit Beginn fanden hier wegweisende Ausstellungen bspw. von Agnes Martin und Richard Tuttle (beide 1973), Franz Erhard Walther (1976, 1982), Jonas Hafner und Joseph Beuys (1981), Olaf Metzel (1982) sowie Hanne Darboven (1988) oder Gustav Metzger (1997) statt. Seit den 1990er Jahren richtet sich der Fokus verstärkt auf thematische Gruppenausstellungen und schwerpunktmäßig auf gesellschaftspolitischen Themen, wie »Mädchenzimmer« (1998), »Lara Croft:ism« (1999) oder »The Domain of the Great Bear« (2006/07).

Ein Teil des Ausstellungsarchivs ist bereits seit 2013 online über die Homepage zugänglich und wird seitdem kontinuierlich fortgeschrieben. Im Zuge des Archivprojekts, das seinen Auftakt im November 2021 nimmt, entstehen eine erweiterte digitale Archivstruktur sowie eine Innenraumarchitektur des Künstlers rasso rottenfusser, die im Kunstraum bis zum Jubiläumsjahr als Display für Forschung und Diskurs dient. Hier wird historische Material aus Archivalien und Digitalisaten mit Oral History-Veranstaltungen und Roundtable-Gesprächen mit aktiven und ehemaligen sowie externen Akteur:innen verbunden.

Neben der jeweiligen zeitgenössischen Kunst- und Ausstellungspraxis spielen Fragen von Organisation und Institution, kunstsoziologische Zusammenhänge und die Aspekte von Mitgliedschaft und Teilhabe eine wichtige Rolle. Der Kunstraum München wurde immer kollektiv und ehrenamtlich geleitet, zunächst v.a. von Sammler:innen und professionelle Autodidakt:innen, dann vermehrt von Kunsthistoriker:innen und Künstler:innen. Damit nimmt er in der Landschaft der deutschen Kunstvereine nach wie vor mit wenigen anderen eine Sonderstellung ein.

Erste Veranstaltungen:

rasso rottenfusser
»ARCHIVDISPLAY«

Eröffnung: Sonntag, 14. November 2021, 14:00 – 18:00 Uhr
Ausstellungsdauer: 15. November 2021 – 31. Dezember 2022

»Round Table / Archivgespräch«
Samstag, 4. Dezember 2021
14:00 Uhr: Round Table mit ehemaligen und aktiven Ausstellungsaufsichten
16:30 Uhr: Archivgespräch mit Adrian Djukic (Archiv Kunstverein München), Cora Piantoni (Künstlerin, München/Zürich), Dr. Friederike Schuler (Archiv Kunstraum München), Hagen Verleger (Buchgestalter, Berlin)

Ab 14. November ist das Archivdisplay jeden Mittwoch von 11:00 Uhr – 16:00 Uhr durch ein Mitglied der Archivgruppe besetzt. Falls Sie Fragen oder historisches Material zum Kunstraum München haben, freuen wir uns über Ihren Besuch oder Ihre Kontaktaufnahme unter: archiv@kunstraum-muenchen.de (Ansprechpartnerin: Friederike Schuler).

Archivgruppe: Dr. Patricia Drück, Lena von Geyso, Nina Holm, Dr. Luise Horn, Lennart Laule, Cora Piantoni, Dr. Friederike Schuler, Alexander Steig.

Gefördert von:

www.kulturstaatsministerin.de
www.bundesregierung.de
http://www.kulturgemeinschaften.de

The Kunstraum München is taking its 50th anniversary in 2023 as the opportunity to look closely at its own history, to intensify work on its archive, and to examine the function, role, and potential of the »Kunstverein« (art association) as an institutional form.

The Kunstraum was founded in 1973 out of the preceding association »Die Freunde der Bildenden Kunst« (The Friends of Fine Art) that was formed in 1926 and continued to exist beyond the Second World War. Founded on this earlier structure and serving as an alternative to the Kunstverein München—which had been pursuing a decidedly political program since the late 1960s—the focus of Kunstraum München was, and still remains, on the exhibition and communication of contemporary art. In addition to regional and national positions, solo exhibitions of the work of American abstract artists were presented here during the 1970s and many international positions were shown in Germany for the first time. From the very beginning, groundbreaking exhibitions were held at the Kunstraum, including those by Agnes Martin and Richard Tuttle (both 1973), Franz Erhard Walther (1976 and 1982), Jonas Hafner and Joseph Beuys (1981), Olaf Metzel (1982), Hanne Darboven (1988) and Gustav Metzger (1997). Since the 1990s, the programmatic emphasis has increasingly been on group exhibitions with a concentration on socio-political themes as seen in »Mädchenzimmer« (1998), »Lara Croft:ism« (1999) or »The Domain of the Great Bear« (2006–07).

Since 2013, a portion of the Kunstraum’s exhibition archive has been accessible online via its homepage which is updated continuously. As part of the current archive project, which kicks off in November 2021, an expanded digital archive structure will be created. Additionally, the artist rasso rottenfusser has installed a physical interior architecture that will serve as a display for the research and discourse taking place in the Kunstraum until its anniversary year. Here, historical documents from the archives as well as digitized material will be combined with oral history events and roundtable discussions with active and former organizers and agents.

Alongside contemporary art and exhibition practice, questions about organization and institution, the interrelationship between art and sociology, and aspects of membership and participation are to play important roles. The Kunstraum München has always been run collectively on a voluntary basis, initially by collectors and professional autodidacts, then art historians and artists. Thus, it still occupies a special position in the landscape of German art associations.

First events:

rasso rottenfusser
»ARCHIVDISPLAY«

Opening: Sunday, November 14, 2021, 2:00 – 6:00 p.m.
Exhibition duration: November 15, 2021 – December 31, 2022

»Round Table / Archive Talk«
Saturday, December 4, 2021
2:00 p.m.: Round Table with former and active exhibition supervisors
4:30 p.m.: Archive talk with Adrian Djukic (Archive, Kunstverein München), Cora Piantoni (Artist, Munich/Zurich), Dr. Friederike Schuler (Archive, Kunstraum München), Hagen Verleger (Book Designer, Berlin)

Starting November 14, the Archive Display will be staffed by a member of the Archive Group every Wednesday from 11:00 a.m. – 4:00 p.m. If you have any questions or historical material about the Kunstraum München, we would be happy to hear from you at: archiv@kunstraum-muenchen.de (contact: Friederike Schuler).

Archive Group: Dr. Patricia Drück, Lena von Geyso, Nina Holm, Dr. Luise Horn, Lennart Laule, Cora Piantoni, Dr. Friederike Schuler, Alexander Steig

Thomas Splett – Heidi sieht ein Bild

Der Münchner Fotograf und Medienkünstler Thomas Splett findet seine Themen im Alltag. Mit Neugier unterzieht er dabei Bekanntes einer “fotokritischen” Analyse, so dass seine Bilder das Vertraute und die damit einhergehende Erwartungshaltung nicht nur unterlaufen, sondern den Versuch einer Neukodierung unternehmen. In seinem eigens für den Kunstraum entwickelten Ausstellungsvorhaben „Heidi sieht ein Bild“ nähert er sich der scheinbaren Profanität eines Bestsellers an – Hintergrund bilden hierfür der Kinderbuch-Klassiker von Johanna Spyri und die darin verhandelten Motive von äußerer und innerer Landschaft der Protagonist:innen. Die losen Fäden der Fiktion und deren Rückkopplung in unser Allgemeinwissen und -bild permutieren so zu einem kritisch-atmosphärischen Dispositiv.

Die Lektüre als Ausgangspunkt zeichnet das prototypisch-romantische Bild der Schweiz schlechthin in der Welt. Thomas Splett greift auf diese Bilder, vor allem aber auf die Blickwelten der handelnden Personen zu und reinzeniert, revidiert und dekonstruiert verfestige Klischees zu einem immersiven Bildraum, um dem Motivpotential neue und andere Ansichten zuzueignen.

Kuratiert von Alexander Steig

Anlässlich der Ausstellung erscheint eine Edition des Künstlers.

​Die Ausstellung wird gefördert von

kunstraum.kunstraum
der mobile podcast
mit emily und ralf
kunstraum-muenchen.de/podcast

The Munich-based photographer and media artist Thomas Splett finds his subjects in everyday life. With a natural curiosity, he subjects the everyday to a photo-critical analysis, producing images that not only subvert the familiar, and the expectations that go along with it, but also attempt to recode it. In his exhibition project »Heidi sieht ein Bild« (Heidi sees a picture), developed especially for the Kunstraum, Splett approaches the apparent profanity of a bestseller: the classic children’s book by Johanna Spyri and the motifs of its protagonists’ outer and inner landscapes. The loose threads of fiction and their feedback into our general knowledge and realm of images permutate into a critical-atmospheric opposition.

The book, as the starting point, illustrates the prototypical romantic image of Switzerland par excellence. Splett accesses these images, but also the visual worlds of the people involved, to reinvent, revise, and deconstruct established clichés within an immersive pictorial space that imbues a motif’s potential with new and different points of view.

Curated by Alexander Steig

An edition by the artist will accompany the exhibition.