Das Gastprojekt »Crotla Presents: Tin makes Sense« zeigt die Ergebnisse eines kollaborativen Arbeitsprozesses, in dem sich die eingeladenen Künstler:innen mit dem Material Zinn experimentell auseinander gesetzt haben. Die Arbeiten werden gemeinsam installativ präsentiert.
Autor: kunstraum
Nina Annabelle Märkl
Nina Annabelle Märkls Arbeiten bewegen sich an der Schnittstelle zwischen Zeichnung, Installation und Objekt. Oftmals entstehen modular-landschaftliche Settings, in denen die einzelnen Elemente miteinander in Dialog treten und die Betrachtenden in ein Spiel mit der eigenen Wahrnehmung und des Perspektivwechsels mit einbeziehen.
Die Monografie Scapes vereint verschiedene Stränge der Arbeit in der Vielfalt ihrer Verknüpfungen und Sprünge, die in der Unterschiedlichkeit ihrer Erscheinungsform aufeinanderfolgen oder sich in einzelnen Anordnungen durchdringen.
Im Gespräch mit Florian Matzner geht es um werkbiografische Entwicklungen und Ordnungsstrukturen sowie um die Durchlässigkeit zwischen Zeichnung und Raum, Innen und Außen.
Matzner, Florian (Hg.): SCAPES. Monografie Nina Annabelle Märkl, Bielefeld/ Berlin, 2024
Kerber Verlag
www.ninamaerkl.com | @nina_annabelle_maerkl
Danilo Bastione
Der in München lebende neapolitanische Künstler Danilo Bastione bietet erzählerisch einen roten Faden zu seiner künstlerische Herangehensweise. In verschiedenen Bereichen hat er seine bildhauerische Praxis konzeptionellen Risiken ausgesetzt, indem er in allen Phasen der Arbeit wissenschaftliche Metaphern heranzieht und weiterentwickelt. Gleichzeitig hat er, im Einklang mit wissenschaftlicher Ethik, Fehler akzeptiert, einzelne Theorien hinterfragt und einen offenen Prozess durchlaufen, bei dem er mit weit mehr Informationen aus der Arbeit hervorgegangen ist, als er zu Beginn besaß. In den publizierten Werbeispielen wird Wissenschaft auf unterschiedliche Weise thematisiert und jeweils anders »verwendet«, wodurch sich immer neue Bedeutungen entfalten.
Danilo Bastione »Über Sedimente – Fras e‘ Terra«, München, 2025
ICON Verlag
Paula Gehrmann
Die Leipziger Künstlerin gibt Einblick in ihre bewusst offene und auf Kooperation angelegte künstlerische Praxis. Ihre modularen Skulpturen und raumgreifende Installationen sind funktional und immer auch ein Spiegel der Kontexte, in denen sie wirken.
Für die Ausstellung zu »›Kunst im 3. Reich‹ – Revision einer Ausstellung« (AT), kuratiert von Luise Horn, Ambra Frank und Constanze Metzel (17.9. – 2.11.2025) im Kunstraum München wird Paula Gehrmann ein raumgreifendes Display entwickeln.
Oft arbeitet Paula Gehrmann an der Schnittstelle zwischen Kunst und Vermittlung bzw. Ausstellungsdisplay. Ihre Arbeit schafft Plattformen für die Teilhabe am Diskurs und ermöglicht so die Um- und Neuauslegungen von Verhältnissen auch für Betrachter:innen.
Im Gespräch mit Lena von Geyso geht es um die Beziehung von Skulptur und Raum, das Format Ausstellung und mögliche Erzählungen für die Gegenwart.
Paula Gehrmann »DISPLAY 2022 – 2016«, Leipzig 2023
Verlag Marian Arnd
www.paulagehrmann.de
Benedikt Gahl
[English version below]
Das Handeln ohne Auftrag ist eine innere Logik des Freiberufs von Künstler:innen. In der Ausstellung »Unbekannte« beschreibt Benedikt Gahl die Notwendigkeit von (künstlerischer) Selbstbestimmung. Inwiefern wird und kann Unbekanntes 2025 noch sichtbar werden? In dieser Frage nach dem Sichtbaren steckt auch eine Kritik an einer Kulturpolitik der Repräsentation. Hier wird das Unbekannte dem Neuen und technisch Innovativen gegenübergestellt und als Investition in bildnerische Methoden verstanden, die uns (weiter)bilden. Was erkenne ich auf den Leinwänden, was ist dieses Unbekannte? Es wird zu einer Aufforderung, anders zu sehen und zu denken. Nicht einverstanden zu sein mit der Realität unserer Zeit, kann Anlass sein, neue Formen zu finden.
Der Schwerpunkt von Gahls Werken liegt in der Ölmalerei auf Leinwand und Papier. Jenseits, aber nicht außerhalb, der digitalisierten Welt bewegen sich Gahls Arbeiten entlang bekannter Ansätze aus der Tradition und Geschichte der abstrakten Malerei und visueller Massenkultur. Sie werden vom Streben nach einer Autonomie getragen, die über die künstlerische Selbstbestimmung hinausreicht und auch in der Auseinandersetzung und Arbeit mit Räumen deutlich wird. So übernimmt der Künstler beispielsweise temporär mit anderen Künstler:innen eine Kneipe und macht dort unentgeltlich Kulturprogramm mit Lesungen und Konzerten neben dem Barbetrieb auf Spendenbasis. Der transformierte Ort der ehemaligen Gaststätte wird dabei »weder als Kneipe/Boaz’n, oder auch Event/ Vergnügungsstätte, sondern vielmehr als ein Ort, an dem sich verschiedenste Subkulturen und Gesellschaftsschichten der Stadt begegnen und austauschen können, verstanden.« (T.A.G., Temporäres Archiv der Gegenwart, 2015) Die Ausstellung im Kunstraum will diese Strategien des Lokalen in Gahls Werk nachverfolgen und weiter besprechen. »Unbekannte« ist als weiterer Realisierungsversuch persönlicher und gesellschaftlicher Utopie in einer andauernden Gegenwart zu verstehen.
Zur Ausstellung erscheint das Künstlerbuch »Die Rückkehr des 21. Jahrhunderts« (2025) im Verlag des Kunstraum München und eine Edition einer Arbeit Gahls in einer Auflage von 50 Stück. Die Edition wird zur Eröffnung unentgeltlich zu erhalten sein.
Die Ausstellung wird von Angela Stiegler kuratiert
Benedikt Gahl lebt und arbeitet in München. Ein Gravitationszentrum Benedikt Gahls künstlerischer Praxis ist die Beschäftigung mit Malerei. Gleichzeitig und in seinem Werk gleichberechtigt arbeitet er an den Peripherien des Kunstbetriebs und beschäftigt sich innerhalb aktueller Diskurse mit Fragen nach Rändern, Lücken und Diskontinuitäten unserer Wahrnehmung von Geschichte, politischen Kämpfen, urbanen und politischen Räumen. Er arbeitet in verschiedenen, von ihm mitbegründeten, Künstler:innen- Kollektiven (T.A.G., »r.a.t.s.«) und veröffentlicht als Verleger im VVV/VVR Verlag Bücher und Tonträger. Zudem kuratiert und organisiert er gelegentlich selbstorganisierte Ausstellungen, Aktionen und Interventionen im öffentlichen Raum.
Programm
Arbeiter:innenfilmprogramm
Freitag, 2. Mai 2025 (Uhrzeit und Ort folgen)
Finissage mit Buchpräsentation und Ausstellungsrundgang mit Benedikt Gahl und Angela Stiegler
Sonntag, 11. Mai 2025, 11 Uhr (Buchpräsentation), 15 Uhr (Ausstellungsrundgang)
Im Rahmen von Various Others: 8. – 11. Mai 2025

Benedikt Gahl
Unknown
March 27 — Mai 11, 2025
Opening
Wednesday, March 26, 2025, 7pm
Workers’ cinema / Unemployment Day
Friday, May 2, 2025 (place/time TBA)
Finissage (as part of »Various Others«)
Sunday, May 11, 2025,
11am: Book Launch (the artist is present)
3pm: Curatorial Tour through the exhibition
Curated by Angela Stiegler
Self-determined work is the logical foundation of the artist profession. In the exhibition »Unknown«, Benedikt Gahl describes the necessity of (artistic) autonomy. How can and will the Unknown still exist and become visible in the year 2025? This question of visibility contains a criticism of a cultural politics of representation. Here, the Unknown is set against the new and technically innovative, and understood as an investment into visual strategies capable of (re)forming us. What do I recognize on these canvasses, what is this Unknown? It transforms into a call to see and think differently. Dissent with the reality of our times can provide an opportunity to develop new forms.
The primary focus of Gahl’s work lies on oil painting on canvas and paper. Beyond, but not outside of the digitalized world, Gahl’s paintings follow familiar historical traditions of abstract painting and visual mass culture. They are supported by a pursuit of autonomy which goes beyond artistic self-determination and manifests in his work and engagement with concrete spaces. The artist, in collaboration with others, temporarily takes over a bar and turns it into a stage for free concerts and lectures, while the bar keeps running on a donation basis. The transformed and newly non-commercial space of the disused pub is understood »neither as a pub/Boaz’n, nor an event space, but rather as a place of encounter and exchange for different subcultures and social classes of the city.« (T.A.G., Temporäres Archiv der Gegenwart/Temporary Archive of the Present, 2015) The exhibition at Kunstraum aims to track and continue these localized strategies in Gahl’s oeuvre. »Unknown« should be understood as another attempt at realization of personal and social utopias in a continual present.
On occasion of the exhibition, Kunstraum Munich will publish the artist book »The Return of the 21st Century« (2025) as well as one of Gahl’s works in an edition of 50. The edition will be distributed for free at the opening.
The exhibition is curated by Angela Stiegler.
Benedikt Gahl lives and works in Munich. A gravitational centre of Gahl’s artistic practice is the continued examination of painting. Simultaneously and equally, he works at the peripheries of the arts and deals with current discourses on margins, gaps and discontinuities in our perception of history, political fights, urban and political spaces. He works as member and co-founder in different artist collectives (T.A.G., »r.a.t.s.«) and publishes books and audio media as publisher of VVV/VVR Verlag. He is active as curator and organizer of self-organized exhibitions, actions and interventions in public space.
Translated by/Übersetzt von: Samuel Fischer-Glaser
Program
Workers’ cinema
Friday, May 2, 2025 (place/time TBA)
Finissage with book launch and exhibition tour with Benedikt Gahl and Angela Stiegler
Sunday, May 11, 11am (book launch), 3pm (exhibition tour)
As part of Various Others: May 8-11, 2025

[Sommerateliers]
Dieses Jahr bietet der Kunstraum sein Ober- und Erdgeschoss erneut zwei Gästen gleichzeitig als Sommeratelier an. Das mittlerweile traditionelle Format ermöglicht lokal agierenden Künstler:innen, den Kunstraum München während seiner Sommerpause als Arbeitsraum zu nutzen. Am Ende der einmonatigen Residenz gibt es im Rahmen eines Open Studios die Gelegenheit, Einblicke in die Arbeit der Künstler:innen zu erhalten.

Der aus Salzburg stammende und in München lebende Künstler Florian Donnerstag hat 2015 sein Studium der Architektur an der Universität Innsbruck abgeschlossen und anschließend an der Akademie der Bildenden Künste München mit Ernennung zum Meisterschüler in der Klasse Markus Oehlen Malerei studiert und wurde 2024 in der Klasse von Andreas Breunig diplomiert. Der Künstler betrachtet sich als Maler, arbeitet jedoch auch multimedial. Für Florian Donnerstag sind Gesten, Zeichen und Motive inhaltlich variable Konstrukte. Sein zentrales Anliegen ist es, diese vollständig aufzubrechen und als bedeutungslos darzustellen. Während des vierwöchigen Sommerateliers plant Florian Donnerstag einen großformatigen Werkzyklus zu entwickeln.

Christiane Huber ist Künstlerin, Autorin und Regisseurin. Sie studierte Psychologie in München und bildende Kunst/Sound-Art am Bard College in New York. Ihre künstlerische Praxis umfasst unterschiedliche Medien wie Theater, Performance, Text und Film. In ihren aktuellen Arbeiten beschäftigt sie sich mit Grenzen, Krieg, Gewalt, Traumata und legt einen besonderen Fokus auf die Lücken und Auslassungen in den Erzählungen derselben. Dafür erstellt sie z. B. seit 2018 ein Oral History Archiv zu Zwangsarbeit in der Landwirtschaft während der NS-Zeit. Aktuell recherchiert Christiane Huber im Białowieża-Nationalpark und führt Gespräche an der Grenze zwischen Polen und Belarus. In ihrer Sommerresidenz wird sie an einem Drehbuch und einer Komposition für Audiostationen arbeiten. Dabei sucht sie nach verschiedenen Formaten der akustischen Annäherungen an Orte von NS-Opfern und NS-Täter:innen.
Programm
Donnerstag, 29. August 2024
18 Uhr: Werkstattgespräch mit Christiane Huber und Ralf Homann
19 Uhr: Open Studio mit Florian Donnerstag
geänderte Öffnungszeit: bis 22 Uhr
Tom Moody
»… Der Computer ist ein Werkzeug – keine Magie – und er hat seine eigenen tragikomischen Grenzen, bietet aber auch neue Ausdrucks- und Kommunikationsmöglichkeiten. Mich fasziniert die Idee, mit diesem Gerät eine Art fortschrittliche Kunst zu schaffen… Gleichzeitig fühle ich mich zum »Cyber-Kitsch« in all seinen Formen hingezogen: seien es alte Programme wie MS-Paintbrush, Amateur-Bilder, die es im Internet gibt oder die unbeabsichtigte Poesie technischer Pannen. Meine Arbeit bewohnt auch stolz das Universum des »Lo-Fi« oder das »Abject«-Ende des digitalen Spektrums.« Tom Moody
Der amerikanische Medienkünstler, Musiker, Blogger und Kunstkritiker Tom Moody (1955–2022) war eine einflussreiche Schlüsselfigur auf dem Gebiet der Netzkunst. Sein Enthusiasmus und sein Engagement für diese Kunstform führten dazu, dass er mehr als zwanzig Jahre lang über ihre demokratischen Möglichkeiten bloggte und ein wichtiges Archiv der frühen Kunst im Internet schuf. Moody veröffentlichte auch eigene Kunstwerke, Musik und Texte online – von 2001 bis 2007 im Blog-Kollektiv Digital Media Tree und dann bis 2022 auf seiner Webseite und seinem Blog, auf denen er außerdem über theoretische und Netzkunst-Themen wie NFTs und Glitch Art schrieb bzw. diese kommentierte. Durch seine Beiträge in verschiedenen Internet-Surfclubs, darunter Nasty Nets, Computers Club und dump.fm, wurde Moody Teil eines Netzwerks mit Netzkünstler:innen wie Olia Lialina, Petra Cortright und Ryder Ripps.
Moodys Arbeiten haben eine Lo-Fi Ästhetik, die auf die von ihm verwendeten Werkzeuge zurückzuführen ist: alte Software, die manchmal als »Abandonware« bezeichnet wird, wie z. B. Microsoft Paintbrush. Zusammen mit Künstler:innen wie Lorna Mills und JODI gehörte er zu den ersten, die animierte GIFs als künstlerisches Medium verwendeten.
Die Ausstellung zeigt eine Auswahl von Moodys GIFS und elektronischer Musik aus den letzten zwei Jahrzehnten, darunter auch neuere Werke, die er vor seinem frühen Tod an den Folgen von Covid im Jahr 2022 geschaffen hat.
www.tommoody.us
»… The computer is a tool, not magic, and possesses its own tragicomic limitations as well as offering new means of expression and communication. I am intrigued by the idea of making some kind of advanced art with this apparatus… At the same time, I am drawn to »cyber-kitsch« in all its forms, whether in old programs such as MS-Paintbrush, the amateur imagery that abounds on the Web, or the unintended poetry of technical glitches. My work proudly inhabits the »lo-fi« or »abject« end of the digital spectrum.« Tom Moody
American media artist, musician, blogger, and art critic Tom Moody (1955–2022) was an influential and key figure in the field of net art. His enthusiasm and dedication to the art form led him to blog about its democratic possibilities for more than twenty years, producing an important archive of early art on the Internet. Moody also published his own artwork, music, and writing online—from 2001–2007 on the blog collective Digital Media Tree and then until 2022 on his own webpage and blog, where he also wrote about and commented on theoretical and net art topics such as NFTs and glitch art. Through his posts in various Internet surf clubs, including Nasty Nets, Computers Club, and dump.fm, Moody joined a network of other net artists that included Olia Lialina, Petra Cortright, and Ryder Ripps.
Moody’s work has a lo-fi aesthetic due to the tools he used: old software, sometimes referred to as »abandonware«, such as Microsoft Paintbrush. Alongside artists such as Lorna Mills and JODI, he was among the first to use animated GIFs as an artistic medium.
This exhibition features a selection of Moody’s GIFS and electronic music from the last two decades, including recent works created before his untimely passing from Covid complications in 2022.
www.tommoody.us
Die Ausstellung wird kuratiert von Courtenay Smith | curated by Courtenay Smith
Programm
Samstag, 21. Dezember 2024, 19 Uhr (Einlass)
EQUINOX – die Musiker treten in Interaktion mit den animated GIFs von Tom Moody
im Anschluss führt die Kuratorin der Ausstellung Courtenay Smith in die Arbeit des
Künstlers ein.
»… Der Computer ist ein Werkzeug – keine Magie – und er hat seine eigenen tragikomischen Grenzen, bietet aber auch neue Ausdrucks- und Kommunikationsmöglichkeiten. Mich fasziniert die Idee, mit diesem Gerät eine Art fortschrittliche Kunst zu schaffen…«, hier treffen sich die Ideen der Musiker:innen mit denen Tom Moodys. Auch sie setzten sich mit alten, zur damaligen Zeit technisch modernen Sound-Erzeugern auseinander, ergänzt durch analoge Instrumente. Die animierten Objekte mit ihrer pulsierenden Lebendigkeit werden zum rhythmusgebenden Element der Musik. Aus zyklischem Puls, der Kunst, dem Raum, den anwesenden Menschen und der Technik entsteht in der Improvisation ein Zusammen-Spiel, als offenes Experiment. EQUINOX das ist improvisierte Musik – inspiriert vom Wandel von Licht und Dunkel – an verschiedenen Orten. Im Hier und Jetzt der Aktion spielt, neben der Musik, der Ort bzw. der Raum und häufig auch die Inszenierung des Raumes eine große Rolle.

Foto: Miriam Mahlberg | © Equinox
Günther Basmann – Octapad SPD-30, Percussion
David Jäger – Sopransaxophon, Bassklarinette
Stefan Stefinsky – Supernova II, Tenorsaxophon
Ausstellungsansichten »Tom Moody. GIPHY Pop – Pioneer of the Blogosphere« im Kunstraum München (Fotos: Thomas Splett)








Anne Quirynen und Sandra Schäfer
»Tracing Echoes. From Westerwald to Rio Tinto« nimmt uns mit auf eine Zeitreise von der Industrialisierung über die digitale Revolution auf eine Suche nach den Spuren von Bildern aus der Vergangenheit, die bis heute nachklingen und in die Zukunft weisen: Bilder, die bereits existieren, Vorstellungen, die wir haben, und Abbildungen, die durch uns oder die Technik erzeugt werden.
In Videoarbeiten, Fotografien und analytischen Visualisierungen gehen Anne Quirynen und Sandra Schäfer der Frage nach, wie sich eine Region, ihre Landschaft, landwirtschaftliche und industrielle Nutzung im Laufe der Zeit verändert haben. Die multidisziplinären Arbeiten führen von den Minas de Riotinto, einer der ältesten Kupferminen der Welt in Spanien über den Westerwald, in dem August Sanders fotografisches Projekt »Menschen des 20. Jahrhunderts« seinen Anfang nahm, bis hin zum Planeten Mars.
Im Zusammenspiel von dokumentarischen und technisch bearbeiteten Bildern schaffen Quirynen und Schäfer in »Tracing Echoes. From Westerwald to Rio Tinto« eine visuelle Erzählung über den Einfluss von Technologie und Kapitalismus auf Landwirtschaft, Bergbau und Forschung sowie über deren Darstellungen. Zugleich verfolgen sie die subtilen Pfade verborgener Facetten von (Gender-)Ungleichheit, Auswirkungen künstlicher Intelligenz auf körperliche Arbeit und Fragen nach sozialer Gerechtigkeit, die dabei zum Vorschein kommen.
Welche Spuren tragen die Landschaften von den Menschen, die dort leb(t)en? Durch welche Praktiken der Forschung, Nutzung und Besiedelung schreiben/schrieben sich die Menschen in diese ein? In welchem Verhältnis stehen industrielle Ausbeutung und wissenschaftliche Auswertung? Wie und worin resonieren die Landschaften in den Bildern nach, die es von ihnen gibt und die generiert werden? Welche realen Szenarien bilden sie ab und welche spekulativen Utopien legen sie offen?
Die Ausstellung wird kuratiert von Lena von Geyso
Anne Quirynen lebt und arbeitet als Künstlerin in Berlin. Sie arbeitet an der Schnittstelle von digitalem Bewegtbild, Installation, Musik und Tanz und beschäftigt sich mit der Medialisierung von Körper, Ökologie und queerfeministischen Praktiken. Seit ihren frühen Arbeiten verwendet sie digitale Effekte, um die Unbestimmtheit und Mehrdeutigkeiten von digitalen Bildern und Sounds zu thematisieren. Ihre aktuellen Arbeiten reflektieren ökologische Folgen von Rohstoffextraktion und daraus folgende soziale, historische und ästhetische Transformationen. Derzeit ist sie Professorin für Bewegtbild im Studiengang Europäische Medienwissenschaft in Potsdam.
Sandra Schäfers künstlerische Praxis beschäftigt sich mit den Herstellungsprozessen von städtischen und transregionalen Räumen, Geschichte und Bildpolitiken. Häufig entstehen ihre Arbeiten entlang von Recherchen, in denen sie sich mit den Rändern, Lücken und Diskontinuitäten unserer Wahrnehmung von Geschichte, politischen Kämpfen, urbanen, ländlichen und geopolitischen Räumen auseinandersetzt. Schäfer ist Professorin an der Akademie der Bildenden Künste München und assoziiertes Mitglied des feministischen Filmverleihs Cinenova in London. Aktuell ist sie Co-Leiterin des künstlerisch-philosophischen Forschungsprojekts »DisIgnorance – Sehen im Rassistischen Nebelfeld« im Rahmen des Forschungsverbunds ForGeRex (2024–2027).
Im Rahmen von Various Others (5. bis 15. September), Open Art (6. bis 8. September 2024)
Programm
Führung und Gespräch in der Ausstellung mit den Künstlerinnen
Samstag, 7. September, 15 Uhr
Lange Nacht der Münchner Museen
Samstag, 19. Oktober 2024, 18 – 1 Uhr
Finissage mit einem Gespräch zwischen Sandra Schäfer und Dr. Simone Förster
Sammlungsleiterin der Stiftung Ann und Jürgen Wilde an der Pinakothek der Moderne (Sammlung Moderne Kunst)
Sonntag, 20. Oktober, 17 Uhr
In der Videoinstallation »Westerwald: Eine Heimsuchung« (2021), die im Untergeschoss des Kunstraum gezeigt wird, begibt sich Sandra Schäfer auf Spurensuche im Westerwald. Dabei nimmt sie Bezug auf den Fotografen August Sander, der ab 1910 die Landschaft und die Menschen der Region dokumentierte und auch Schäfers Ururgroßtante mit ihrem Ehemann porträtierte. Das Bild von 1912 trägt den Titel »Bauernpaar – Zucht und Harmonie« und eröffnet Verbindungen zu Sanders Projekt »Menschen des 20. Jahrhunderts«, das er ab den 1920er-Jahren begann und das seine Bedeutung für die Fotografiegeschichte begründete. Die Installation zeigt auf einem Kanal Schäfers Annäherungen an Verwandte und Nachbar:innen sowie Besuche in Museen und Sammlungen, in denen die Entstehung und Bedeutung des Porträts thematisiert werden. Auf einem zweiten Kanal werden diese Szenen durch Bilder moderner, automatisierter Landwirtschaft kommentiert.
Ein Originalabzug des Porträts »Bauernpaar – Zucht und Harmonie« befindet sich heute in der Stiftung Ann und Jürgen Wilde in der Pinakothek der Moderne in München.
Anhand der Videoarbeit diskutieren Simone Förster, Sammlungsleiterin der Stiftung Ann und Jürgen Wilde, und Sandra Schäfer verschiedene Zugänge zum Porträt im Spannungsfeld zwischen privat-persönlichen und kunsthistorisch-musealen Kontexten. Dabei werden Hintergründe, Deutungen und die Bedeutungsvielfalt des Porträts sowohl für die Porträtierten und ihre Nachfahren als auch im Kontext von Sanders Werk und den künstlerischen Ansätzen von Schäfer beleuchtet.
Das Gespräch wird von Lena von Geyso moderiert.
Simone Förster ist Fotografiehistorikerin und seit 2009 Kuratorin an den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen in München, wo sie als Sammlungsleiterin die Stiftung Ann und Jürgen Wilde an der Pinakothek der Moderne betreut. 2006 promovierte sie an der TU Berlin zur Architekturfotografie der 1920er Jahre. Ihr Forschungsinteresse umfasst die Theorie der Fotografie, Mediengeschichte und zeitgenössische Fotokunst. Sie hat zahlreiche Ausstellungen kuratiert, darunter »Florence Henri. Compositionen« (2014), »Karl Blossfeldt. Aus der Werkstatt der Natur« (2015) und »Alfred Ehrhardt. Wind, Sand und Wasser« (2024) und Publikationen veröffentlicht. Zudem war sie Co-Kuratorin der interdisziplinären Neuhängung der Sammlung Moderne Kunst »Mix & Match« zum 20-jährigen Jubiläum der Pinakothek der Moderne (2022–2025).
Die Ausstellung wird gefördert von der GLS Treuhand Dachstiftung für Individuelles Schenken und durch das Referat für Klima und Umweltschutz der Landeshauptstadt München.

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Anne Quirynen & Sandra Schäfer
»Tracing Echoes. From Westerwald to Rio Tinto«
Dates: September 7 – October 20, 2024
Opening: Friday, September 6, 2024, 7 p.m. (The artists will be present.)
Curated by Lena von Geyso
The exhibition »Tracing Echoes. From Westerwald to Rio Tinto« takes us on a journey through time, from the industrial to the digital revolution, in search of traces of images from the past that continue to resonate with us today and point to the future: pictures that already exist, perceptions that we have, and renderings that are created by us or by technology.
In video works, photographs, and analytical visualizations, Anne Quirynen and Sandra Schäfer explore the question of how a region, its landscape, industrial and agricultural uses have changed over time. The multidisciplinary works lead us from the Minas de Riotinto in Spain, one of the oldest copper mines in the world, through Westerwald, Germany, where August Sander initiated his photographic project »Menschen des 20. Jahrhunderts« (People of the Twentieth Century), to the planet Mars.
In »Tracing Echoes. From Westerwald to Rio Tinto«, Quirynen and Schäfer combine both documentary and technically edited images to create a visual narrative about the influence of technology and capitalism on agriculture, mining and science as well as their depiction. In the process, they trace the subtle path and hidden facets of (gender) inequality, the effects of artificial intelligence on physical labor, and questions of social justice.
What traces do landscapes bear of the people who live(d) in them? Which practices of research, use, and settlement do people use to inscribe themselves into/onto these landscapes? What is the relationship between industrial exploitation and scientific evaluation? How and in what ways do landscapes resonate in the images that exist of them and are generated by them? What realistic scenarios do they depict and what speculative utopias do they reveal?
Anne Quirynen is a Berlin-based artist who works at the intersection of digital imagery and sound, installation, music, and dance and deals with the medialization of the body, ecology, and queer-feminist practices. From the beginning, she has used digital effects to thematize the indeterminacy and ambiguity of digital images and sounds. Her current work reflects on the ecological consequences of raw material extraction and the social, historical, and aesthetic transformations as a result. She is currently Professor of Media Design and Moving Image in the European Media Studies program at the University of Applied Sciences in Potsdam.
Sandra Schäfer’s artistic practice is concerned with the production processes of urban and trans-regional spaces, history, and image politics. Her works are often the result of exploratory research into the margins, gaps, and discontinuities in our perception of history, political struggles, urban, rural, and geopolitical spaces. Schäfer is a professor at the Academy of Fine Arts Munich and an associate member of the feminist film distributor Cinenova in London. She is currently codirector of the artistic-philosophical research project »DisIgnorance – Sehen im Rassistischen Nebelfeld« (DisIgnorance – Seeing through the Racist Fog) as part of the ForGeRex research network (2024–2027).
The exhibition is curated by Lena von Geyso.
Program
Guided tour and talk in the exhibition with the artists
Saturday, September 7, 2024, 3 p.m.
The Long Night of Munich Museums
Saturday, October 19, 2024, 6 p.m. – 1 a.m.
Finissage with a conversation between Sandra Schäfer and Dr. Simone Förster
Head of Collection of the Ann and Jürgen Wilde Foundation at the Pinakothek der Moderne (Modern Art Collection):
Sunday, October 20, 2024, 5 p.m.
Supported by the GLS Treuhand Dachstiftung für Individuelles Schenken and the Department for Climate and the Environment of the City of Munich.









[Gastprojekt] Silvia Cini
Die Performance-Reihe En plein air, präsentiert ESTRANEE, eine Aktion im Rahmen des Projekts »Avant que nature meure« von Silvia Cini, Gewinnerin des Italian Council 2022.
In München wird Silvia Cini mit Unterstützung von Expert:innen einen Teil der Spontanvegetation auf einem naturbelassenen städtischen Gelände analysieren, welches sie anschließend klassifiziert und kartografiert. So entsteht eine Übersicht zur Population der Pflanzen in München.
ESTRANEE hebt die geschichtete Ansammlung von Pflanzenarten hervor, die die Landschaft prägen. Zentrale Thematik ist die Betrachtung städtischer Natur als Metapher, einerseits für soziale – andererseits für ökologische Phänomene. Im Rahmen dieser von der Künstlerin über die Jahre fortgeführten Tätigkeit, werden gebietsfremde Pflanzen zu Trägern einer unvermeidlichen biologischen und sozialen Transformation. Darüber hinaus wird die urbane Natur auch als Bioindikator für das soziale Leben einer Stadt untersucht. Durch die Markierung der nicht-heimischen Pflanzen wird die Praxis der Kategorisierung kritisch befragt und problematisiert.
Interessierte sind herzlich eingeladen, an dieser Aktion teilzunehmen.
Silvia Cini war Mitbegründerin der Gruppo Immagine und arbeitete mit Keith Haring bei der Realisierung des Wandgemäldes »Tuttomondo« in Pisa zusammen. 1994 gründete sie gemeinsam mit Salvatore Falci die AAVV-Gruppe in Mailand und arbeitete mit Cesare Pietroiusti an Projekten wie »DisorsordinAzioni«, »Il Gioco del Senso e Nonsenso«, (XII Quadriennale di Roma) und der »Oreste Group«, mit der sie an der 48. Biennale von Venedig teilnahm. 2000 erhielt sie den Atelierpreis von Fabio Mauri in der Galleria Comunale d’Arte Moderna Rom, heute bekannt als MACRO; 2004 wurde ihr von der Stadt Genua anlässlich der Auszeichnung als Kulturhauptstadt Europas durch das Museum Villa Croce der Duchessa Galliera-Preis verliehen. 2022 war sie eine der Gewinnerinnen der elften Ausgabe des Italian Council – AMBITO 1.
Kuratiert von Emily Barsi
Programm:
Stadtworkshop
Samstag, 4. Mai, 15 Uhr bis 17:30 Uhr
(Neuer) Treffpunkt
Haltestelle »Am Tucherpark« (Buslinie 54)
Der Bus 54 fährt vom U-Bahnhof Giselastraße (Ausgang »D« – Martiusstraße) in fünf Minuten nach »Am Tucherpark«. Von dort gehen wir in der Gruppe zu Fuß ca. 10 Minuten. Um pünktliches Erscheinen wird gebeten. Fahrräder können in der Nähe der Bushaltestelle abgestellt werden.
Visuelle Umsetzung
Vom 31. Juli bis 2. August findet in den Räumen des Kunstraum München eine visuelle Umsetzung des Stadtworkshops vom 4. Mai statt.
Der Kunstraum München – En plein air ist eine der internationalen Bühnen von Silvia Cinis Projekt »Avant que nature meure«, das dank der Unterstützung des Italian Council (XI. Ausgabe, 2022), einem Programm des italienischen Kulturministeriums zur internationalen Förderung der zeitgenössischen italienischen Kunst, realisiert wird. Das Projekt wird vom Museo Orto Botanico der Universität »La Sapienza« in Rom, in Zusammenarbeit mit CareOf, Fondazione Lac o Le Mon, Hellenische Gesellschaft für Naturschutz, Stiftung Ungarisches Gartenerbe, MAMbo, Museu da Amazonia und PAV Parco Arte Vivente veranstaltet.
ESTRANEE ist Teil der Various Others Spring Edition 2024





[Buchvorstellung] RAND Verena Hägler und Nicola Reiter
RAND vereint zwei Projekte aus dem Bereich der Landschaftsfotografie. Gegenstand beider Arbeiten sind die sich entwickelnden und verändernden (Landschafts-)Räume entlang der Stadtgrenze von München.
Verena Hägler nimmt mit SALTROAD fotografisch einen verkehrsbelasteten, im Wandel begriffenen Transitraum in landwirtschaftlich genutzter Umgebung in den Blick. Die fotografischen Fragmente ergeben ein Mosaik, das auf das umfassendere Gepräge der Gegend verweist.
Nicola Reiter beschäftigt sich in Agglomerationen mit dem Rand der Großstadt als einem Gebiet des Übergangs von urbanen Strukturen zur offenen Landschaft. Mit der Kamera hat sie München entlang der Stadtgrenze umrundet. Ihre eigenen Bildfolgen ergänzt sie durch historische Aufnahmen, die drastische Veränderungen sichtbar machen.
Verena Hägler ist Fotografin und beschäftigt sich mit empirischer Stadtforschung. Nicola Reiter arbeitet als (Buch-)Gestalterin und publiziert eigene Projekte.
Am 9. Juni 2024 um 16:00 Uhr präsentieren die beiden Künstlerinnen ihre Publikation im Rahmen einer Lesung und eines Gesprächs mit Lena von Geyso und stellen das Projekt in einer eintägigen Ausstellung vor. Das eigens für den Raum entwickelte Ausstellungsdisplay mit großformatigen Prints und einer Slideshow vermittelt einen Eindruck der fragmentarischen, prozesshaften Arbeitsweise beider Künstlerinnen.
RAND
Leipzig: Spector Books, Nov. 2022. Hrsg. von Verena Hägler und Nicola Reiter. 208 Seiten. 50 s/w Abb., ca. 450 farbige Abb.. 23 x 30 cm. 3 Hefte in einer Klappenbroschur. Auflage: 750. Edition Nummer: 1
ISBN 9783959055789
Das Projekt wurde unterstützt von der C.H. Beck-Stiftung, der Volkart Stiftung und der Erwin-und-Gisela-Steiner Stiftung.